Aus der Reihe "Sellemòls" von Gunter Altenkirch – Schulgeschichte: Die Eselsbank
Die Älteren unter uns können sich noch an die Wortnennung in früheren Schulzeiten erinnern, den jungen Schülerinnen und Schülern ist dieses Möbelstück in der Schule nicht mehr bekannt.
Bevor wir darüber etwas erfahren wollen, zunächst die Frage nach dem Esel: Welche Stellung besaß er auf dem Dorf?
Er war den großen Bauern nie ein Vorzeigetier, mit dem man Punkte machen konnte – und das ist ein Stück unserer Kulturgeschichte. Wer die antiken Schriften, z. B. von Homer und anderen Zeitgenossen liest, gewinnt den Eindruck, dass der Esel ein dummes, stures und unterwürfiges Stück Vieh ist. Blättern wir in unserer Bibel, so finden wir zwölf Bibelstellen, in denen ein Esel eine Rolle spielte. Er wird darin als friedliches Tier, stets demütig und dienstbereit dargestellt. Am bekanntesten ist uns noch die Bibelstelle im Johannesevangelium, wonach Jesus ein Eselchen fand und darauf ritt.
Die christliche Darstellung des Esels stand nicht im schulischen Denken und Handeln an erster Stelle, sondern die antike, die im Lateinunterricht gelehrt wurde.
Zurück zur Eselsbank: Das war in früheren Zeiten in der Schule eine einsitzige Bank, die ihren Platz entweder als hinterste Einzelreihe oder in der Nähe des Lehrerpultes gefunden hatte.
Wer durfte – nein, musste – auf der Eselsbank während des Unterrichts sitzen? Es waren die Bestraften. Schulstrafen in früheren Zeiten waren häufig unpädagogisch streng. Prügelstrafen standen an erster Stelle, selbst für solche „Untaten“, die das Lehrpersonal heute durch Belehrungen und Verwarnungen beseitigen kann. Wer im Unterricht mehrfach negativ auffiel, sei es durch nicht gemachte Aufgaben oder schlechte Lernleistungen, dem drohte zusätzlich die Eselsbank, auf der er für Tage oder gar Wochen seinen Sitzplatz während des Unterrichts einzunehmen hatte. Noch im 19. Jahrhundert musste derart Bestrafte in einigen Dorfschulen zusätzlich eine Eselskappe tragen, um im gesamten Schulbereich als Gestrafter aufzufallen.
Die Eselsbänke wurden nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend schnell abgeschafft. Dennoch wurde vom Lehrpersonal die Redensart „Pass auf, dass ich dich nicht auf die Eselsbank versetze“ als Ermahnung für die schlechten Schüler benutzt. Schülerinnen wurden sehr selten mit dieser Strafe belegt.
Bild zur Meldung: Ein Eselchen