Aus der Reihe "Sellemòls" von Gunter Altenkirch – Brauchtum: Palmsonntag
Wenn wir heute fragen, warum der Palmsonntag diesen seinen Namen trägt, so erhalten wir meist von den Alten die Antwort, dass an diesem Tag die „Pälm“ (mdl. für Zweige vom Buchsbaum) gesegnet werden. Doch was sind die wirklichen Hintergründe?
Juden und Römer kannten in alten Zeiten einen Brauch, den wir in der Bibel (3. Mos. 23, 40) nachlesen können:
„Und sollt am ersten Tage Früchte nehmen von schönen Bäumen Palmenzweige und Maien von dichten Bäumen und Bachweiden und sieben Tage fröhlich sein vor dem Herrn unserm Gott.“
In unseren Landen entstand sehr früh ein entsprechender Brauch. Die sieben Tage sollten die vor Ostern, dem größten christlichen Fest sein, also entstand der Palmsonntag. Palmzweige, wie empfohlen kannten die Europäer nicht, also legten sie die biblische Empfehlung anpassend aus:
Im Orient galten die Palmzweige als Symbole des (kriegerischen) Sieges und vor allem des Friedens. Im Christentum wurde dieses Friedenssymbol im Mittelalter für die Engel, die Märtyrer und diejenigen, die sich für die Gerechtigkeit einsetzten, übernommen. [1]
Wohl nicht nur in unserem linksrheinischen Raum entstand die Bildung eines besonderen Straußes aus Zweigen von im Volk hoch beachteten Bäumen, die in der Woche vor Palmsonntag gesammelt und am Palmsonntag in die Kirche getragen wurden, um sie dort gesegnet zu lassen. Dieser Brauch blieb nur noch in der katholischen Kirche erhalten.
Zu den auffallendsten Zweigen zählten solche des Holunder, Hasels, Siebenbaumes, Weidekätzchen, wie sie in der Bibel erwähnt werden und andere. Insgesamt waren es neun Gehölze.
Die hohe Verehrung, mindestens Beachtung, der Gehölze durch die Menschen führte die Kirche vor etwa 200 Jahren dazu, Buchsbaum als einziges Gehölz zur Segnung zuzulassen. Damit wollte sie einen, aus ihrer Sicht heidnischen Volksglauben, beseitigen. Das führte dazu, dass Buchsbaum, einst ein Ziergewächs der höheren Gesellschaften zu einem allgemein verbreiteten Gartenstrauch wurde. Die alten Wische gehören seitdem der Vergangenheit an.
Gunter Altenkirch
Bildunterzeile: Kat. 9-7000-1 – „Pälm“ aus der Sammlung von Gunter Altenkirch. In einigen Regionen, besonders in Teilen Süddeutschlands und der Schweiz, wird der Begriff „Pälm“ für die traditionell am Palmsonntag gesegneten Zweige verwendet.
Foto: Gunter Altenkirch
Bild zur Meldung: Aus der Reihe "Sellemòls" von Gunter Altenkirch – Brauchtum: Palmsonntag