Aus der Reihe "Sellemòls" von Gunter Altenkirch – Fastenzeit: Stobbelessen
Die Fasnacht ist vorbei und die Fastenzeit ist wieder angebrochen, doch heute wird das Fasten nicht mehr so ernst genommen, wie sellemòls. Viele glauben, dass es heute reicht, wenn man sich mit Alkohol und Rauchen einschränkt, was ja auch schon wünschens- und anerkennenswert ist.
Das mundartliche Wort „Stobbelessen“ soll an die alte Viehversorgung aus Sellemòls-Zeiten erinnern:
In der Sommerwirtschaft war es wichtig, dass die Feld- und Wiesenfrüchte als Wintervorräte in Stall und Scheune eingebracht wurden. Die Bauern suchten aus diesem Grund Möglichkeiten, das Vieh mit Futter zu versorgen, welches nachgewachsen ist und nicht für eine Winterernte taugt. Dazu waren die Getreidefelder ein gutes Beispiel. Zwischen den Stoppeln wuchsen viel Kräuter nach. Das Vieh wurde nun auf diese Stoppelfelder getrieben, um sich von dem Grünzeug zu ernähren, denn dieses konnte nicht gemäht und als Heu getrocknet werden. Wiesengras dagegen konnte als spätes Heu weiterwachsen.
Für die Bauern sah es so aus, dass die Kühe nun weniger zu fressen bekämen – was nicht zutraf. Sprachlich verglich man nun in der Fastenzeit vor Ostern dieses Weiden der Tiere auf die Menschen. Sie sollten weniger von dem Essen, was ihnen noch zur Verfügung stand. Dabei erinnerten sich die Menschen auch gerne an eine menschliche Nahrungszubereitung nach der Getreideernte. Das mundartliche Wort „stobbele“ stand auch für die Nachlese auf den gemähten und von den Bauern freigegebenen Getreidefeldern. Die Ärmeren im Dorf suchten liegengebliebene Ähren, trockneten sie, kernten sie auf dem Küchentisch aus und bereiteten daraus Mahlzeiten, die als ärmliche Mahlzeiten in Erinnerung blieben und auf diese Weise an das Fastenessen erinnern sollten – durch das alte Wort „Stobbelessen“.
Bild zur Meldung: Aus der Reihe "Sellemòls" von Gunter Altenkirch – Fastenzeit: Stobbelessen